Brief an die NÖN

Nachdem ein Artikel in der NÖN-Ausgabe vom 11.11. „Unmut über Chorprobe“ zum Thema hatte, hat sich ein betroffenes Mitglied unserer Pfarre mit folgendem Brief an die Redaktion der NÖN Horn gewandt: 

Liebes NÖN Redaktionsteam!
In Ihrer letzten Horner Ausgabe berichteten Sie vom „Unmut“ und der „Unverständlichkeit“ über eine durchgeführte Chorprobe. Dazu würde ich Ihnen gerne ein paar Gedanken schicken.
Ja, wir befinden uns gerade gesellschaftlich gesehen in einer enorm herausfordernden Zeit.
Die verschiedenen Emotionen, die mit Krisen welcher Art auch immer einhergehen, bedienen eine vielfältige Palette – Angst, Wut, Verzweiflung, Ablehnung, Nichtakzeptanz und dergleichen mehr überwiegen.
Um aus belastenden Situationen herauszukommen brauchen wir allerdings meiner Meinung nach genau Gegenteiliges:
Akzeptanz, Empathie, Entgegenkommen, Optimismus und gegenseitige Unterstützung
Meine Erstreaktion auf Ihren Artikel beinhaltete genau die negative Emotionalität.
Wut darüber, dass Menschen, noch dazu anonymisiert, derart auf andere mit dem Finger zeigen und öffentlich negativ zum Thema machen.
Nichtakzeptanz für Sie, dass Sie diese Geschichte gleich zu einem Headliner des letzten Titelblattes auserkoren haben.
Unverständnis dafür, dass eine Veranstaltung, die wohlgemerkt zu diesem Zeitpunkt stattfinden durfte und unter den vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt wurde, so schlechtgeschrieben wird.
Ärger darüber, dass ein Anrufer die These stellte, dass – ich zitiere – „….30 Personen älteren Semesters im Pfarrsaal zusammengesteckt werden…“ – zusammengesteckt werden entspricht meinem Verständnis nach einer passiven Haltung der TeilnehmerInnen – die haben sich jedoch freiwillig und ohne jeglichen Zwang für diese Veranstaltung entschieden und wollten daran teilnehmen.
Ablehnung dafür, dass Menschen, die sich ehrlich und leidenschaftlich für Gemeinschaften und deren Erhalt einsetzen, in ein schlechtes Licht gerückt werden.
Nun gut, ich habe für mich entschieden die negative Emotionalität in eine positive zu verwandeln. Würde ich in meiner Ersthaltung starr verbleiben, täte das weder mir noch jedem anderen etwas bringen – klassische Vereinfachung des Konfliktmanagements – es wäre eine lose/ lose (= beide Seiten verlieren) Situation.
Um aus Konflikten herauszukommen, bedarf es allerdings einer win/ win Lösung – beide Seiten gewinnen und können aufrecht und versöhnt aus der Sache hervorgehen!
Meine Wut verwandle ich in Verständnis für die Ängste, Sorgen und ja sogar den Ärger der Anrufer! Es ist für uns alle eine extrem fordernde Situation. Vielleicht nimmt ja der eine oder die andere den Gedanken mit, nicht in der ersten negativen Emotion „Schnellschüsse“ abzufeuern, sondern ein wenig den ersten Ärger abklingen zu lassen, darüber nachzudenken, ob die Angelegenheit eventuell neu zu bewerten ist. Auf der anderen Seite des Konfliktes steht ja auch jemand, der dadurch verletzt oder beleidigt werden könnte. Sich einfach einmal die Frage stellen, ob man selbst immer alles so einwandfrei in seinem Leben gestaltet hat – frei nach dem Motto „ …vor der eigenen Haustüre kehren“.
Akzeptanz für andere Meinungen und Sichtweisen – unser Recht auf freie Meinungsäußerung – Menschen dazu zu ermutigen, mit ihren Namen dafür einzustehen.
Den Konsens und nicht den Dissens verfolgen – sprich aufeinander zugehen, denn nur gemeinsam können Krisen gut durchgestanden und gelöst werden!
Empathie für andere – Mitgefühl und nicht mit dem Finger zeigen!
Uns gegenseitig unterstützen und stützen, einander Halt geben!
Darauf sollte sich unser Fokus richten!
Keiner steckt den anderen absichtlich oder gar vorsätzlich an und ob wir es glauben wollen oder nicht, treffen kann es uns alle! Das verlangt, nein es schreit danach, dass wir einander unterstützen und zur Seite stehen.
Diese Krankheit darf genauso wenig wie jede andere zu einer Stigmatisierung der Betroffenen führen.
Lasst uns Hilfe anbieten und da sein – nicht mit dem Finger zeigen und angsterfüllt ausweichen und abwenden!
Damit uns all die schönen gemeinschaftlichen Dinge auch nach dieser Zeit wieder gelingen, brauchen wir Optimismus und die ganze positive emotionale Palette!!!
Ich verbleibe mit den besten und optimistischsten Grüßen
Barbara Stark