Eine neue Ära auf den Friedhöfen von Strögen und Neukirchen

Nach vielen Gesprächen haben sich die Pfarrgemeinderäte von Strögen und Neukirchen entschlossen, auf ihren Pfarrfriedhöfen eine alternative Bestattungsform anzubieten. 
Danke an Familie Kopper und Christof Habenicht und an Willi Krippel, der das Kreuz geschliffen und lackiert hat! Text und Fotos von P. Clemens Hainzl OSB 

Mit Bedacht öffnet Pater Clemens das schwere Schmiedeeisentor zu einem der ältesten noch in Verwendung befindlichen Friedhöfe Niederösterreichs. Wohl seit annähernd 1000 Jahren werden rund um die Strögener Kirche Verstorbene zu Grabe getragen. Die klassische Erdgrabstätte war dabei die längste Zeit das von den Menschen bevorzugte Ende ihres Lebensweges im Diesseits. Doch die Zeiten ändern sich und mit ihnen auch die gewünschten Begräbnisformen. 
Pater Clemens zeigt sich dazu aufgeschlossen: “Die Bestattungskultur befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Dazu zählt auch der Trend zur Feuerbestattung, die aktuell bereits ein Drittel der österreichischen Bevölkerung wählt. Der moderne Mensch lebt individuell, virtuell und mobil – und so will er auch begraben werden. Zudem wollen viele Angehörige die intensive Grabpflege auf Dauer nicht übernehmen oder sind nicht mehr in der Nähe des jeweiligen Friedhofes wohnhaft. Hinzu kommt, dass sich die Menschen mehr denn je mit der Natur und der Schöpfung verbunden fühlen und dies auch über den Tod hinaus zeigen wollen. Der Gedanke an die Eingliederung in den Kreislauf der Natur spielt auch bei den immer individueller werdenden Begräbnissen eine Rolle. Daraus haben sich Naturbestattungen – von der Baumbestattung bis hin zum Friedwald – in unterschiedlichen Formen entwickelt. Die Kirche möchte sich diesem Wandel nicht verschließen. Auch unsere Pfarrgemeinden und ich als Seelsorger sehen eine große Chance und Möglichkeit darin.“ 

Alternative Bestattungsformen

in Neukirchen:

Die Rasenfläche rund um das Kindergrab wird für Urnenbestattungen genutzt. Die biologisch abbaubare Urne wird in der geweihten Erden des Friedhofes begraben. Der Vorteil ist: Man erspart sich die Grabeinfassung, die Bepflanzung und die Pflege. Es darf an der jeweiligen Grabstelle kein Gedenkstein oder eine Kerze aufgestellt werden. Stattdessen wurde der naturbelassene Stein an der Außenwand der Kirche gewaschen und geschliffen, damit die Namen und Daten der Verstorbenen je nach Wunsch vermerkt werden können. Das alte Missionskreuz wurde renoviert und neu lackiert. Es steht für den christlichen Auferstehungsglauben. Die neue Bepflanzung stellt ein Symbol für die Schöpfung dar. Für alle Verstorbenen wird stets eine Kerze in der Laterne brennen. 

in Strögen:

Die Rasenfläche rechts vor dem Durchgang zum Lindenhof wird für Urnenbestattungen genutzt. In der Mitte befindet sich ein naturbelassener Waldviertler Granitstein, auf dem die Namen und die Daten der Verstorbenen vermerkt werden können. In Strögen weisen uns die Bäume auf die Verbundenheit mit der Schöpfung Gottes hin. Für die Urnenbestattungen gelten dieselben Regeln wie am Friedhof Neukirchen.

Mit dieser Bestattungsform kann dem Umweltgedanken und der Verbundenheit mit der Natur Rechnung getragen werden. Klar und deutlich bekennen wir uns natürlich zum christlichen Auferstehungsglauben: Die Verstorbenen sind in der Nähe der Kirche und auf dem allgemeinen Areal des Friedhofes begraben. Somit wird der Glaube an einen Gott zum Ausdruck gebracht, der unsere Verstorbenen zum ewigen Leben auferweckt.

Fotos: P. Clemens Hainzl OSB