Stadtpfarrkirche St. Georg

Digitaler Kirchenführer

Stadtgemeinde Horn (Pfarrkirche)

Umrundung Stadtpfarrkirche St. Georg
Panoramaflug bei der Stadtpfarrkirche St. Georg

Stadtpfarrkirche St. Georg

Patrozinum: hl. Georg von Kappadozien (Fest am 23. April)

360° Rundgang durch die Georgskirche

Bereitgestellt von: Stadtgemeinde Horn

Der Kirchenbau und seine Geschichte

Die früheste Georgskapelle wird erstmals 1367 urkundlich erwähnt, dürfte aber auf die Stadtanlage des 13. Jahrhunderts zurückgehen. 1529 brannte die Kirche ab und blieb lange Zeit baufällig. Der Neubau der jetzigen Georgskirche zwischen 1594 und 1597 an gleicher Stelle im Zentrum der Altstadt steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der damaligen politischen und konfessionellen Entwicklung der Stadt.

Die Herrschaft der Stadt und der Pfarre Horn hatte seit Mitte des 15. Jahrhunderts das Geschlecht der Puchheimer inne. Mit Veit Albrecht von Puchheim, einem Anhänger der Reformation, zog der Protestantismus in Horn ein. Vom mittleren 16. Jahrhundert bis 1620/21 war Horn eine evangelische Stadtqemeinde und auch ein Zentrum des Widerstandes gegen das katholische Kaiserhaus. 1608/09 („Horner Bundbrief“) und 1619/20 wurde Horn Versammlungsort der evangelischen Landstände. So war die Georgskirche, heute die eigentliche Hauptkirche der römisch-katholischen Pfarre Horn, in ihrer ursprünglichen Funktion einer der wenigen protestantischen Großkirchenbauten in Niederösterreich. Auftraggeberin des Neubaues war Elisabeth, die Witwe Dietrichs von Puchheim. 

Bemerkenswert und ganz bewusst inszeniert ist bei dieser Kirche der Kontrast zwischen Außen und Innen, sowohl in der Form als auch in den reiliqiös-politischen Inhalten. Außen noch deutlich in gotischer Tradition steht der von Strebepfeilern umgebene „nachgotische“ Bau mit steilem Satteldach, einem eingezogenen Chor und dem Westturm. 

Er besitzt eindeutig sakralen Charakter. Innen aber erwartet den Besucher ein breiter Saalraum, der im Stil der Renaissance gestaltet ist. Das von Stichkappen auf Konsolen begleitete Spiegelgewölbe mit Stuck und Wappenfeldern gehört einem profanen Bautypus an, wie man ihn häufig in Schlössern und repräsentativen Versammlungsräumen der Zeit findet. Die beiden großen Herrschaftswappen der Puchheimer (östlich) und Hoffmann (westlich) in der Mitte dominieren bewusst über das Stadtwappen vor dem Chorbogen und den heute von der Orgel verdeckten Kaiseradler. Somit war die Kirche „zusätzlich zu ihrer eigentlichen religiösen Aufgabe vom repräsentativen Ausdruckswillen ihrer adeligen Bauherren qeprägt“ (R. Holzschuh-Hofer).

Dazu passt auch das aufwendig gestaltete Westportal in der Turmvorhalle, das ebenfalls die Wappen der damaligen Horner Herrschaft zeigt. Interessant ist auch das äußere Südportal mit einem Renaissance-Türrahmen, der in der Barockzeit überbaut und u.a. mit Statuen der hll. Pestpatrone Rosalia, Sebastian und Rochus versehen wurde. 

Noch ein Blick auf den heutigen Turm, dessen markanter, nach dem Vorbild der Prager Teynkirche gestalteter Helm heute als ein Wahrzeichen der Stadt Horn gilt: Nachdem das alte Turmdach dem Stadtbrand von 1827 zum Opfer fiel, baute Stadtbaumeister FRANZ BERNHOFER im Jahr 1880 den Turm aus und gab ihm die charakteristische, 29 Meter hohe Pyramidenhaube mit den vier Ecktürmchen (Gesamthöhe des Turmes: 60,50 m). Diese Aufmauerung brachte später statische Probleme: Im Jahr 1948 war die Turmspitze bereits 1.60 m aus dem Lot, der Turm musste damals in einem aufwendigen Verfahren durch Verfüllung des Turmfundamentes begradigt werden. Die letzte Außenrenovierung wurde 1997/98 durchgeführt. Eine der insgesamt vier Glocken stammt noch aus dem Jahr 1483, eine weitere von 1827.

Einrichtung

Im Zuge der Barockisierung der Kirche erhielt die Chorapsis eine retabelartige Wandgliederung, in die der Hochaltar eingebunden ist. Das Altarbild aus der Zeit um 1730 zeigt den hl. Georg zu Pferde, wie er den Drachen als Symbol von Sünde und Unglaube vernichtet.

Bereits 1651 wurden das Oratorium und die Sakristei nördlich an den Chor angebaut. Um 1700 entstand das ausdrucksvolle barocke Triumphbogen-Kruzifix (s. Abb. S. 2). Die Kirche verfügt über zwei im Jahr 1779 geschaffene Werke des bedeutenden niederösterreichischen Barockmalers MARTIN JOHANN SCHMIDT, genannt „Kremser Schmidt“. Das eine ziert den rechten Seitenaltar und stellt die Schwarze Madonna von Alt-Brünn dar, begleitet von den Statuen der christlichen Tugenden Caritas (Liebe: links, mit Kind) und Fides (Glaube); das andere Bild zeigt die hl. Thekla, eine frühchristliche Märtyrerin, und ist an der linken Wand nahe der Kanzel angebracht. Die reich verzierte Rokokokanzel kam 1772 anstelle der heute in St. Stephan aufgestellten gotischen Steinkanzel in die Kirche. Gestaltet wurde sie vom Zwettler Bildhauer IGNAZ STEINHOFFER und dem Tischlermeister JOSEF POCKFUSS. Den Schalldeckel krönt ein Engel mit Posaune und Kreuz. Das vergoldete Schnitzrelief am Kanzelkorb zeigt Christus im Tempel, jenes an der Rückwand die Predigt des Paulus-Szenen, die an die ursprüngliche Funktion der Kanzel als Ort der Evangelienverkündigung erinnern. 

Heute erfolgt die Lesung am Ambo als dem Tisch des Wortes. Im Zentrum des Altarraumes steht der Volksaltar als Tisch des eucharistischen Brotes bei der Messfeier. Im Zuge der 1999 durchgeführten Innenrenovierung wurde im Jahr 2000 der neue Taufbrunnen von Michael Öllinger aufgestellt; sein Renaissance-Vorgänger von 1598 kann nun in den Museen der Stadt Horn besichtigt werden. Die Kreuzwegbilder stammen aus der Schule des Kremser Schmidt (Ende 18. Jh.). Den prunkvollen Barockluster ziert ein kaiserlich-habsburgischer Doppeladler.

1738 wurde anstelle eines hölzernen Musikchores die jetzige Orgelempore durch Baumeister LEOPOLD WISSGRILL eingezogen. Die neue Paul-Peuerl-Orgel, die insgesamt achte Orgel der Georgskirche, konnte am 28. September 2003 geweiht werden. Benannt ist sie nach dem Komponisten und Orgelbauer Paul Peuerl, der im frühen 17. Jahrhundert als Organist von St. Georg in Horn wirkte.

Literaturquelle: Die Kirchen der Stadt Horn, Verlag St. Peter – Erzabtei St. Peter, 5010-Salzburg, Textzusammenstellung: Mag. Reinhard Weidl, Erste Auflage 2009, Herstellung: Laber Druck, Oberndorf

Die Kirche ist tagsüber immer geöffnet

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Sternsinger 2023
Paul-Peuerl-Orgel aus dem Jahr 2003 der Schweizer Orgelbaufirma Felsberg