Pfarrkirche Mödring

Digitaler Kirchenführer

Stadtgemeinde Horn

Geschichte

Mödring wird urkundlich 1288 erstmals als Pfarre erwähnt, ist aber älter. Das alte ,Modrich“ wird schon 1180 genannt, in diesem Jahr übergibt Hermann de Modrich, ein Ministeriale (Beamter niederen Adels) des Herzogs von Steier Gut zu Horn und Modrich an das Benediktinerkloster Garsten in Oberösterreich. Anhand von Keramikfunden ist eine Nutzung des Mödringer Kirchberges schon im Mittelneolithikum und in der frühen Kupferzeit, in der Eisenzeit sowie im frühen Mittelalter erwiesen, wobei Alt- und Oberflächenfunde Mödring als bedeutendes prähistorisches Siedlungszentrum im nördlichen Horner Becken ausweisen. Die spätgotisch in Erscheinung tretende Kirche liegt mitten im Friedhof und ist von einer Mauer umgeben. Die Sanierung des Fußbodens in der Pfarrkirche machte im Jahr 2008 begleitende archäologische Untersuchungen notwendig. Als wesentliches Ergebnis kann der Nachweis einer romanischen Kirche betrachtet werden, deren Mauern im Fundamentbereich weitgehend erhalten waren. Dieses Gebäude kann mit der Erstnennung des Mödringer Pfarrers Leopoldus „plebanus de Mederico“ im Jahr 1288 in Verbindung gebracht werden. Über dem heutigen blockhaften Baukörper des Langhauses erhebt sich ein steiles Zeltdach, der charakteristische Kirchturm mit dem Dreiecksgiebelkranz und seinem steilen, steinernen Pyramidenhelm (nach 1440) verleihen dem Bauwerk malerische, reizvolle Konturen. Die Kirche ist eine dreischiffige, dreijochige Halle mit zweizeiligen Netzrippengewölben auf Achtseitpfeilern. Unter dem Chor findet sich ein Kreuzrippengewölbe mit runden Schluss- steinen. Im Tympanon am Südportal findet sich als älteste Datierung in Stein gemeißelt: „Anno Domini 1499″ in der Katharinenkapelle liest man 1525 und am Taufbecken die Inschrift „Allein Got, die Ehr, Hans Klocker 1591 (Reformationszeit). Ab 1564 hatte Mödring einen protestantischen Pfarrverweser, erst während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Pfarre wie Horn 1622 wieder katholisch. Nach dem Krieg kauft Graf Ferdinand Sigmund Kurz zu Horn dem Kloster Garsten dessen Besitz und Untertanen zu Mödring ab.
Er holt auch neue Siedler aus Bayern, für die er in Horn die Vorstadt mit der Altöttinger
Kapelle und 1657 mit Hilfe der Piaristen das Kolleg mit dem Piaristengymnasium erbaut.
Von 1681 – 1738 werden die Piaristen als Messeleser in Mödring bezeugt.
So kann man die lange Geschichte der Mödringer Kirche nach den archäologischen Untersuchungen im Jahr 2008 und anhand der stilistischen Merkmale durch folgende Bauphasen illustrieren:

  • Romanische Kirche 12. – 13. Jh
  • Neubau des Langhauses 1499-1525
  • Verzierung der Emporenunterwölbung mit Stuckrippen Ende des 16 Jh.
  • Pfeiler heim Marienaltar 1625
  • Barockisierung des Kircheninneren Mitte 17 Jh. und Mitte des 18 Ih
  • Sakristei 1752

Seit 1980 wurde die Kirche Innen von Grund auf renoviert, zuletzt 2015 der rechte Seitenaltar mit der „Muttergottes mit dem Kind“ (1653). Oben sieht man die heiligste Dreifaltigkeit, daneben als Begleitstatuen als Blutzeuginnen die hl. Barbara mit Turm (Patronin der Sterbestunde) und die hl. Katharina mit zerbrochenem Rad (Katharina entging zunächst einer Räderung, deshalb zerbrochenes Rad). Weitere Einzelobjekte und Statuen im Kirchenraum: hl. Florian, hl. Anna, hl. Sebastian, hl. Josef mit Lilie, hl. Johannes Nepomuk, Bild des hl. Leonhard (Patron gegen Viehseuchen) mit Spruchband „17. Hl. Leonhardus 64″ (1765), auf der Orgelempore das Bild des Schmerzensmannes ,Ecco Homo“. Ein Grabstein mit Reliefwappen um 1600 befindet sich im nördlichen Kirchenschiff, am nördlichen Chorpfeiler unter der Kanzel ist ein seltener Blechepitaph des Pfarrers Joseph R. Kaill, der 1760 verstorben ist. 

Die Kreuzwegbilder sind aus der Zeit um 1800. Einen prominenten Platz in der Kirche hat eine Herz Jesu Statue: „Segnender Christus“ von Bildhauer Ferdinand Stuflesser, St. Ulrich Gröden – Südtirol, um 1900. 

Neugotische Orgel: Am 27. Oktober 1907 wurde von Pfarrer Wilhelm Menzel die mit einem Kostenaufwand von 3.400 Kronen von der Firma Friedrich Capek aus Krems erbaute Orgel geweiht. 1993 wurde die Orgel von Diethard Pemmer aus Purk total überholt. Der Fußboden und die Balustrade wurden ebenfalls erneuert. Das Orgelgehäuse wurde renoviert und vergoldet

Folgende neuzeitliche Kirchenrenovierungen sind dokumentiert:

  • 1725. 1862. 1905
  • 1980 Innenraum, Fenster
  • 1989 Orgelempore (Fußboden und Balustrade) und Gesamtrenovierung der Orgel
  • (Technik, Gehäuse)
  • 1997-1999 Dachstuhl und Neueindeckung des Daches sowie Turm und Fassade außen
  • 2005 Pfarrhof-Restaurierung
  • 2008 neue Bänke und Pflasterung sowie Stufen beim Hochaltar nach einer archäologi-
  • schen Untersuchung des Fußbodens
  • 2015 Marienaltar: Begasung der ganzen Kirche

Die heutige Pfarrgemeinschaft nimmt mit es mit der Schöpfungsverantwortung sehr ernst und darf sich des diözesanen Umweltpreises des Jahres 2018 erfreuen: auch der Pfarrfriedhof wird nach Kriterien von „Natur im Garten“ gepflegt. Jeden Sonntag wird um 10.00 Gottesdienst gefeiert (Wortgottesfeiern und 1x im Monat Eucharistie), die Fronleichnamsprozession und die Prozession zu Floriani führt durch den ganzen Ort. Die Diözesanpfarre Mödring zählt heute 388 Katholiken.

Zur Inneneinrichtung:

Als Kirchenpatron gilt der heilige Johannes der Täufer (24.6.), so ist am barocken Hochaltarbild die „Taufe Jesu durch Johannes“ von Joseph Hauzinger 1776 (Schüler von Paul Troger) zu sehen. Im Altarraum befindet sich rechts eine gotische Sessionsnische (heute als Gabentisch verwendet), links eine kleine Sakramentsnische (heute Aufbewahrungsort der Heiligen Öle). An den Wänden befinden sich ein großes Leinwandbild (Verleihung des Rosenkranzes an den hl. Dominikus und hl. Franziskus mit Stiftern), ein Kruzifix (2. H. 17. Jh) und eine Pieta aus dem Jahr 1790 mit der Beweinung Jesu Christi. Die Rokoko-Kanzel kann in das Jahr 1765 datiert werden, sie steht auf einem spätgotischen, steinernen sechsseitigen rundstabverzierten Fuß, die Kanzelrückwand zeigt als vergoldetes Relief die Taufe Christi durch Johannes, oben am Schalldach befinden sich Engel- köpfe und der heilige Michael, der Lucifer stürzt. In der nördlich anschließenden Katharinenkapelle steht der Dreifaltigkeitsaltar (1673), der 1734 erneuert wurde. Fischblasen im Fenster, Fabelwesen an den Säulen. Der frühbarocke Katharinenaltar (1673) von Caspar Leusering (vgl. St. Stephan, Horn), der der Seitenkapelle den Namen gibt, steht eigentlich davor an der Langhaus N-Wand:

Katharina von Alexandria, die neben Barbara und Margaretha zu den „Drei Heiligen Madeln“ gehört und seit dem Mittelalter sehr verehrt ist, gilt als Patronin der ländlichen Bevölkerung und Philosophen (Ölbild in der Mitte: Katharina im philosophischen Disput vor ihren Peinigern). Die Bildtafel links zeigt den Landespatron von Niederösterreich, den hl. Leopold III. Rechts ist der sehr verehrte hl. Sebastian (Patron gegen Seuchen und ansteckende Krankheiten) zu sehen. Oben im Auszug: Taufe Christi. Der Aufbau ist wie bei allen gotischen Flügelaltären um 1500. Der Altar ist wohl das kostbarste Stück der Kircheneinrichtung. An den Säulen liest man: Links „S. CATHARINA V.ET.M“ (Virgo et Martyr) = hl. Katharina Jungfrau und Märtyrerin. Rechts „S. IONANNES BAP.ORA“ (Bapista ora pro nobis) = hl. Johannes der Täufer bitte für uns.

Literaturquelle: Pater Albert

Der Schlüssel für eine Kapellenbesichtigung kann erbeten werden bei:
Hannes Dworak, 0664/3502354; johannes.dworak@hotmail.com
tagsüber immer geöffnet

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