Piaristenkirche

Digitaler Kirchenführer

Stadtgemeinde Horn

Piaristenkirche

Patrozinium: hl. Antonius von Padua (Fest am 13. Juni)

360° Rundgang durch die Piaristenkirche

Bereitgestellt von: Stadtgemeinde Horn

Auf dem Kirchenplatz zwischen Georgs- und Piaristenkirche steht die bald nach der Pestepidemie von 1679 aufgestellte Marien- oder Pestsäule mit einer Immaculata-Darstellung. Südlich davon erhebt sich, eingebunden in die Häuserfront der Wiener Straße, die Piaristenkirche mit dem anschließenden ehem. Kolleg und Piaristengymnasium, das seit dem 1986-1988 erfolgten Umbau als „Kunsthaus“ einen wichtigen Bestandteil des Horner Kulturlebens darstellt. 

Der Kirchturm mit Zwiebelhelm auf dem steilen Giebeldach wurde nach dem Stadtbrand 1827 im Jahr 1847 durch den Garser Maurermeister MICHAEL GALBRUNNER neu errichtet.

Zur Baugeschichte

Im Jahr 1657 berief Ferdinand Sigmund Graf Kurz die Piaristen nach Horn Er brachte sie zunächst provisorisch, dann im westlich des Schlosses gelegenen Herrenhaus unter, das er ihnen schließlich schenkte. Dieses sog. „Große Haus“ besitzt Renaissance-Arkaden, die in den 1980er Jahren wieder freigelegt wurden und im Innenhof des Kunsthauses zu sehen sind Der ganze Gebäudekomplex wurde dann nach dem Einzug der Piaristen bis ins 19. Jahrhundert mehrmals umgebaut. Ihren Gottesdienst konnten die Piaristen bis zur Fertigstellung der eigenen Kirche (Grundsteinlegung 1657, Kirchweihe 1662 bzw. Weihe mit drei Altären 1675) zunächst in der für sie neu bestifteten Spitalskapelle zelebrieren: außerdem betreuten sie noch die Altöttinger Kapelle. Ihre Hauptbedeutung lag aber bis 1872 in der Führung des Gymnasiums. Die humanitäre Bildungsausrichtung förderte u. a. den Aufbau einer wertvollen Bibliothek und eines in der Barockzeit berühmten Horner Ordenstheaters. Vor 1656 brachte Ferdinand Sigmund Graf Kurz ein „wundertätiges“ Kreuz nach Horn, das zunächst in der Spitalskapelle und später in der gegen Ende des 17. Jahrhunderts an die Piaristenkirche angebauten Kreuzkapelle aufbewahrt wurde (heute im Höbarthmuseum). 

In den Jahren 1999-2005 wurde die Kirche außen und innen umfassend restauriert. Dabei konnten im Jahr 2000 unter der südlichen und nördlichen Bankreihe im Kirchenschiff zwei gewölbte Bestattungsstätten für Piaristenpatres entdeckt werden. Sie stammen aus barocker Zeit. Hinweise darauf gab es schon in Beschreibungen des 19. Jahrhunderts. Nach 1786 wurden die Horner Piaristen nicht mehr in der Kirche, sondern am öffentlichen Friedhof bestattet.

Innenraum und Einrichtung

Man betritt die Kirche durch das Nordportal. Es besitzt eine prunkvolle Steinrahmung mit Säulen, antikisierenden Schmuckformen und einem Volutengiebel, in dessen Nische eine Immaculata-Figur steht. 

Der frühbarocke Saalraum zeigt eine klar gegliederte, schlichte Architektur: das breite, mit einer Stichkappentonne gewölbte und durch seitliche Pilasterpaare mit Gesims gegliederte Kirchenschiff geht östlich in den deutlich schmäleren und niedrigeren Chor über.

Der hohe, spätbarocke Hochaltar aus Stuckmarmor füllt die Chorapsis zur Gänze aus. Er wurde 1768 errichtet und 1777 umgestaltet. Aus diesem Jahr 1777 stammt auch das künstlerisch wertvolle Hauptbild aus der reifen Schaffensphase des MARTIN JOHANN SCHMIDT (vgl. auch Georgskirche). Es zeigt den hl. Antonius von Paduakniend vor Maria mit dem Jesuskind. Die Darstellung bezieht sich auf die legendäre Vision des Franziskanerheiligen, dem das (in manchen Darstellungen von Maria gereichte) Jesuskind erschienen sein soll. Das Bild flankieren als Statuen zwei weiß-gold gefasste Frauengestalten, die das Alte (rechts) und Neue Testament symbolisieren.

Die etwas schlichter als der Hochaltar gestalteten, im Aufbau vornehm-klassizistischen Seitenaltäre aus der Zeit um 1775 besitzen barocke Bilder, die links Christus beim Verhör vor dem Hohepriester Kajaphas (Kopie eines Bildes von Gerrit van Honthorst, das sich auf Mt. 26, 57-64 bezieht) bzw. rechts den hl. Sebastian darstellen. Eine künstlerische Besonderheit der Kirche sind auch die reichen Schnitzarbeiten am 1723 ausgeführten Kommuniongitter, den vorderen Kirchenbänken und der Holzbalustrade an der Orgelempore. Ihr Schöpfer ist ein Elsässer Künstler, MATTHIAS FIESS aus Colmar.

An der gemauerten Emporenbrüstung weist eine Tafel mit lateinischer Inschrift aus dem Jahr 1675 auf die damals erfolgte Kirchenweihe durch den Weihbischof von Passau mit Sitz in Wien, Jodok Höpfner (1606-1686) hin. Die Orgel errichtete FRANZ CAPEK (Krems) im Jahr 1897: der neubarocke Prospekt stammt von 1905. Damals wurde die Orgel umgebaut und vergrößert.

Im Langhaus links sind heute in einer altarartigen Nische die beiden Porträts zweier Ordensheiliger angebracht, die früher als Aufsatzbilder der Seitenaltar-Mensen dienten: Das linke zeigt den hl. Joseph von Calasanz, der im Jahr 1621 den Piaristenorden gegründet hat, das rechte den 1934 heilig gesprochenen Piaristen P. Pompilius Maria Pirrotti. Die seitlichen Nischenfiguren der Langhauswände stellen die vier lateinischen Kirchenväter Hieronymus und Augustinus (beim Eingang) sowie Papst Gregor und Ambrosius (beim Hochaltar) dar: dazwischen links Maria mit dem Kind. Zur weiteren Einrichtung zählen die neubarocke Kanzel (1866) und die nahe des rechten Seitenaltares angebrachte Kopie des barocken Gnadenbildes „Maria Treu“. 1932 wurden die Glasfenster im Kirchenschiff gestiftet.

In der südlich ans Kirchenschiff angegliederten Kreuzkapelle steht ein kleiner barocker Säulenaltar mit einer Fatima-Madonna anstelle eines früheren barocken Kreuzigungsbildes. An der Rückwand der Kapelle hängt ein Ölgemälde, das den von Kinder umgebenen Ordensaründer hl. Joseph von Calasanz vor der Muttergottes zeigt.

Literaturquelle: Die Kirchen der Stadt Horn, Verlag St. Peter – Erzabtei St. Peter, 5010-Salzburg, Textzusammenstellung: Mag. Reinhard Weidl, Erste Auflage 2009, Herstellung: Laber Druck, Oberndorf. Ergänzungen: Ing. Karlheinz Hulka

Die Piaristenkirche ist normalerweise tagsüber geöffnet.
Der Schlüssel für eine Kirchenbesichtigung kann erbeten werden bei:
P. Shyne Kurian SchP, 0688/64859115

Nächster Gottesdienst